Jährlich werden sechs Millionen Hektar Land zu Wüste. Diesen tödlichen Prozeß zu stoppen, ist keine Utopie mehr. Eine österreichische Erfindung macht es möglich.
Die Zauberkraft des Pulvers liegt in seiner Fähigkeit, Wasser zu speichern – bis zum 56-fachen des Eigenvolumens. Die Eigenheit des umweltverträglichen Stoffes liegt in der Elektrostatik. Wasser wird von Bodenteilchen in drei Formen gespeichert: Die äußerste Wasserschicht versickert wegen der Schwerkraft und das innerste „Totwasser“ ist elektrostatisch ans Speichermedium „gefesselt“. Daher kommt nur die kleine Mittelschicht, das „pflanzenverfügbare Wasser“, den Wurzeln zugute. Bei Sanoplant ist dieser Wasseranteil um vieles größer.
Deshalb konnten bei jahrelangen Versuchen des Desert Research Centers der Universität Kairo mit Sanoplant bis zu 90 Prozent Wasser eingespart werden. Gleichzeitig sinkt auch der Bedarf an Dünger, der ja im Wasser gelöst ist, dramatisch.
Wasser allein genügt jedoch nicht. Erst das richtige Verhältnis zwischen Wasser, Luft, Licht und Nährstoffen läßt Pflanzen gedeihen. So hatte Professor Hubacek unter einsamen Wüstengewächsen eine bestimmte Mischung von wasserbindenden feinen und belüftenden groben Bodenbestandteilen festgestellt. Gemäß diesem Prinzip werden nun körnige Materialien (Ton oder Kies, was eben regionaltypisch ist) mit Sanoplant 0,04 mm dick ummantelt. Dies kann von Einheimischen selbständig und billig vor Ort gemacht werden. Das Granulat wird in die ausgehobene Pflanzengrube eingebracht, die Pflanze eingesetzt und das Loch mit Wüstensand zugeschüttet. Dadurch wird für die Pflanze eine Art Grundwasserspiegel simuliert.
„Wir müssen einer Pflanze nur die Möglichkeit geben, daß sie zu wachsen beginnt“, erklärt Hubacek. „Den Rest schafft sie selbst.“
Mikroorganismen wandeln abgestorbene Wurzeln in Humus um und halten so die Selbstversorgung in Gange.
Bei Versuchen mit 1500 großen Dattel- und Obstbäumen, die auf der sandigen Privatinsel eines Prinzen in Abu Dhabi gepflanzt wurden, konnte die Gießfrequenz von zwei auf vierzehn Tage reduziert werden.
Ziel solcher Begrünungsprojekte ist die Schaffung nachhaltiger Ökosysteme. Wo früher verdorrtes Land glühte, können die Menschen wieder im kühlen Schatten von Obstbäumen Gemüse ziehen.
Die Einbindung der lokalen Bevölkerung im Kampf gegen Dürre und Unterernährung ist Hubaceks größtes Anliegen, denn Abhängigkeiten sollen reduziert, nicht neue geschaffen werden.
Der phantastische Erfolg bescherte dem Wüstendoktor 1995 das Goldene Ehrenzeichen der Republik. Eine rechtzeitige Förderung seiner völlig selbständig finanzierten Entwicklung wäre ihm lieber gewesen…
Die Forschungen laufen in Mauretanien weiter, finanziert vom Sanoway-Teilhaber Martin Zumtobel von der Vorarlberger Zumtobel – Gruppe.
Es wird die konktete Einsatzmethodik in den unterschiedlichen Gebieten ausgetestet: Welche Pflanze benötigt wieviel von dem Granulat – berücksichtigt man spezielle klimatische Bedingungen, Böden und vorkommende Mikroorganismen.
Derzeit überlegt Tunesien einen intensiven Einsatz von Sanoplant.
Weiters läßt das TGM im Zuge der praxisorientierten Ausbildung SchülerInnen in den Einsatzgebieten eigene Forschungen durchführen. Dadurch sollen sie die technischen Möglichkeiten vor Ort und die Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung kennenlernen.
Harald A. Friedl ist leitender Redakteur des Web-Magazins „zum Thema“.
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